Innenarchitektin Gabriela Hauser im Interview | 10plus1 Fragen no 32
„Werte wie Menschen im Fokus, Transparenz sowie interdisziplinäres Arbeiten sind uns wichtig. Und ich wünsche mir mehr Frauen in Führungspositionen in der Architekturbranche.“
Gabriela Hauser ist Innenarchitektin bei buerohauser und seit 2023 Teil der Geschäftsführung. Im Interview erzählt sie vom Generationenwechsel und wie das Team diesen über Jahre vorbereitet hat. Sie berichtet von den Höhen und Tiefen, neuen Zielen und Aufgaben, auf die sie sich freut.
Gabriela ist Fan vom Bauen mit Holz, liebt es, neue Arbeitswelten zu gestalten und freut sich auf mutige Bauherren. Was sie noch begeistert und bewegt, verrät sie uns im Interview.
1. Gabriela, wenn Du nicht Innenarchitektin geworden wärest, dann…
… hätte ich tatsächlich Psychologie studiert, obwohl man als Innenarchitektin oft auch schon zusätzlich Psychologin ist ;-)
2. Welche Vorbilder hast Du im Bereich Architektur/IA, und gibt es allgemein Personen,die Dich inspirieren, warum?
Hier möchte ich besonders Frauen benennen, denn als ich Berufsanfängerin war, gab es für mich noch keine weiblichen Vorbilder in der Architektur/IA-Branche. Ein großes Vorbild für mich ist Ilse Crawford von Studio Ilse aus London. Sie und ihr Team haben eine ganz besonders einfühlsame, menschenzentrierte Herangehensweise in den Projekten. Das inspiriert mich unglaublich.
Außerdem bin ich großer Fan der Finnin Joanna Laajisto, meiner alten Kollegin Bo Lee aus New York und Nathalie Dziobek-Bepler von baukind aus Berlin. Alle drei sind auf ihre Art sehr erfolgreich und gehen ihren Weg als Frauen.
3. Welches Bauwerk(e) oder Interiors sollten wir gesehen haben?
„Das Interior des Hotels Ett Hem in Stockholm von > Studio Ilse, und da ich Holzbau liebe den Kindergarten am Engelbach im Vorarlberg von > Innauer Matt.”
4. Welche Magazine, Kunst, Musik oder Filme gefallen Dir?
Ich liebe das Monocle-Magazin. Es beinhaltet nur positive Nachrichten. Leider habe ich zu wenig Zeit für Serien und Filme, aber ich liebe es, auf Ausstellungen zu gehen. Hier bevorzuge ich Installationen wie von Olafur Eliasson oder James Turrell. Ich höre sehr gerne die Band ‘Efterklang’ - am liebsten live in einer kleinen Berliner Location.
5. Bei bürohauser gab es einen Generationenwechsel, wie ist das abgelaufen?
„Wir haben für uns einen organischen Führungswechsel entschieden. Mein Vater Helmut Hauser ist als Geschäftsführer zurückgetreten, bleibt uns aber eine Weile als Mentor erhalten. Auch meine Mutter Ute Hauser reduziet ihre Stunden in der Buchhaltung. Die neue Leitung besteht neben mir aus Ruben Hauser als Co-Geschäftsführer und noch vier weiteren Teammitgliedern.
Tatsächlich war es ein längerer Prozess mit einigen Ups und Downs. Ruben und ich haben uns 2019 dafür entschieden, das Büro in die nächste Generation zu führen. Ab da suchten wir die passenden Personen für ein schlagkräftiges Leitungsteam. Da mein Vater sehr gut loslassen kann und gerne Aufgaben abgibt, läuft der Staffelwechel harmonisch. Da ziehe ich den Hut und bin ihm sehr dankbar, auch für sein Vertrauen in uns. Fällt ihm etwas auf, weist er uns konstruktiv darauf hin. Seit zwei Jahren halten wir jährlich einen Strategie-Workshop, bei dem wir kurzfristige sowie langfristige Ziele erarbeiten. Ende 2022 hatten wir dem gesamten Team die neuen Strukturen vorgestellt und alles transparent kommuniziert.“
6. Was übernehmt Ihr von der alten Führung, was macht Ihr anders?
„An Werten wie Menschen im Fokus, Transparenz und interdisziplinäres Arbeiten halten wir fest. Aber wir verteilen jetzt alle Aufgaben wie Teamleitung, Akquise, Kundenbindung und Innovation auf mehreren Schultern. Wir werden unsere Stärken ausbauen. Und wir wollen noch mehr innovative, mutige Bauherren begeistern, gemeinsam mit uns zukunftsfähige Projekte zu realisieren. Das heißt zum Beispiel, dass wir nachhaltiges Bauen forcieren, sowie den Bereich Innenarchitektur ausbauen. Dafür haben wir erst einmal inspirierende Arbeitswelten für uns selbst entworfen. Schließlich verbringen wir hier viel Zeit und wollen uns wohlfühlen. Wir setzen auf digitales Bauen – von unseren Kommunikationstools bis hin zu BIM. Und wenn wir selbst nicht weiterwissen, lassen wir uns von Expert*innen beraten.“
7. Als Führungskraft übernimmst Du Verantwortung, Angst vor der eigenen Courage?
„Eigentlich nicht. Da hilft mir, dass ich in einem Unternehmerhaushalt aufgewachsen bin und Höhen sowie Tiefen von klein auf kenne. Ich bin auch nicht allein, sondern wir sind ein Leitungsteam. Dies stärkt mich unglaublich und macht mir Mut für die Zukunft.“
8. Bedauerst Du, nicht mehr so tief in die Kreation eingebunden zu sein?
„Natürlich fällt es mir schon schwer, nicht mehr voll als Innenarchitektin tätig zu sein. Allerdings machen mir die neuen strategischen Aufgaben viel Spaß. Jetzt arbeite ich weniger im, sondern mehr am Unternehmen und an unserer Vision. Es geht immer darum, Architektur und Innenarchitektur zu verbinden und die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Ansonsten bin ich eingebunden in die ‘Designkritik‘ und bespreche weiterhin Entwürfe und Gestaltungsideen. So kann ich meine Freude am Gestalten weiterhin ausleben.“
9. Apropos Innenarchitektur: Offenbar erhält diese nicht genug Anerkennung. Was leistet sie tatsächlich?
„Leider ist der Bereich ein kleiner Teil der Hochbauarchitektur, in der AK Berlin sind z.B. nur 2% eingetragene Innenarchitekten-innen. Gebäude müssen von außen nach innen und vor allem von innen nach außen konzipiert werden. Und dafür braucht es unser Augenmaß und Know-how. Wir haben auch soziale Verantwortung, denn wir bauen für andere, die wiederum 90 % ihrer Zeit in Innenräumen verbringen. Wir sind nah dran an den Menschen und haben ihre Bedürfnisse besser im Blick als Architekten. Das ist einfach so!“
10. Du hast als Innenarchitektin sowie Mensch drei Wünsche frei
Aufgeschlossene Bauherr*innen mit Mut für Neues, mehr Frauen in Führungspositionen in der Architekturbranche und ein gesundes 2023.
11. Was habt Ihr bei bhr geplant für 2023?
Wir haben ein paar tolle Projekte in der Pipeline, die dieses Jahr fertiggestellt werden. Es ist jedes Mal aufregend, ein Projekt fertig zu sehen. Außerdem möchten wir nach außen hin bekannter werden und uns als neues Leitungsteam richtig gut einspielen. Und natürlich suchen wir auch immer wieder neue Kolleg*innen an beiden Standorten. Zudem wollen wir die Bereich Holzbau sowie in der Innenarchitektur den Hospitality und Arbeitswelten stärken. Auch Bildungs- und Gesundheitsbauten und das Mehrgenerationen- und gemeinschaftlichem Wohnen liegen uns am Herzen.
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