10plus1 Fragen an Holger Meyer – ArchiteXt no 4
„Immer neue reglementierende Vorschriften treiben Baukosten in unvernünftige Höhen und beschränken unsere Kreativität.“
Holger Meyer ist Architekt und Geschäftsführer von Holger Meyer Architektur Frankfurt. Das Büro hat weitere Standorte in München und Bukarest. Was ihn und sein Team antreibt, sind die aus zwischenmenschlichen Interaktionen entstehenden Herausforderungen. Diese übersetzen sie in Visionen, aus denen gebaute Umwelt entsteht.
1. Wenn Sie nicht Architekt wären, dann...?
Würde ich mich als Produktdesigner versuchen – ich liebe kleine Details.
2. Wer sind Ihre Vorbilder?
Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, findet täglich neue. Mich inspirieren Menschen, die auch in kleinen Dingen vorbildlich handeln. Den größten Respekt habe ich vor denen, die erfolgreich sind und trotzdem bescheiden und bodenständig bleiben.
3. Welche Persönlichkeit bewundern Sie?
Mich begeistern starke Frauen, z.B. Frida Kahlo für ihre Kreativität und Willensstärke oder Angela Merkel für ihr ausgeprägtes Machtbewusstsein und ihre starke Ausgleichskraft.
4. Wie schalten Sie ab und kommen zur Ruhe?
Mein Büro hält mich auf Trab, das gehört dazu. Damit kann ich gut umgehen. Der Beruf macht Spaß, und das ist das Wichtigste.
5. Welche Bücher, Filme oder Serien empfehlen Sie?
Da fällt mir einiges ein z.B. Bücher: Sillicon Valley (Christoph Keese), weil uns ein Deutscher erklärt, warum wir uns in Zukunft warm anziehen müssen und mit unserer Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit drohen zu scheitern. Der Schwarm (Frank Schätzing): intelligent, spannend, macht nachdenklich über unser Handeln und den Umgang mit dieser Welt. Filme: Papillon, The Godfather, Schindlers Liste, Serien: When they see us, Unorthodox, Casa de Papel.
6. Welches Bauwerk beeindruckt Sie und warum?
Angkor Wat*, wegen der Dimension und Detailverliebtheit. Es ist die Monumentalität einer untergegangenen Hochkultur.
7. Was ist gute Architektur, was muss sie in Zukunft leisten?
Stimmige Architektur ist menschenorientiert, zeitlos in der Gestaltung (ganz schwierig!) und qualitätvoll im Detail. Sie passt sich in den vorhandenen Kontext ein. Die Art wie wir wohnen und arbeiten, verändert sich rasant. Daran muss sich gute Architektur orientieren und flexibel anpassen.
8. Was sind die größten Herausforderung für Architekten in den nächsten Jahrzehnten?
Wir werden ressourcenschonend und energiebewusster bauen, dafür müssen wir flexiblere Strukturen finden.
9. Was begrenzt Sie in Ihrer Vision?
Vorschriften! Immer neue reglementierende Vorschriften, die die Baukosten in unvernünftige Höhen treiben. Gleichzeitig beschränken sie unsere Kreativität.
10. Sie haben als Architekt und Mensch drei Wünsche frei.
Glück, Freiheit und ein großes Museum bauen :-).
11. Für welche Person möchten Sie gerne bauen?
Bauherren wie das Ehepaar Beyeler finde ich reizvoll. Zusammen mit Renzo Piano haben sie ihr Traumhaus für ihre Kunstsammlung realisiert.
◾Informationen zu Holger Meyer gibt es auf hma.archi/de/home und @holgermeyerarchitektur
◾Hier geht es zu allen 10&1 Interviews by textart, zum textart Blog.
* Angkor Wat ist eine Tempelanlage in Kambodscha und das Nationalsymbol des südostasiatischen Lands. Das Kloster wurde erbaut zwischen 1113 und 1150 und zählt zu den größten und eindrucksvollsten Bauwerken dieser Art, mehr Infos auf Wikipedia.