md-Chefredakteurin Johanna Neves Pimenta im Interview | 10plus1 no 29

Johanna Neves Pimenta, Chefredakteurin der MD, foto: C. Metzler

“Ein viel zu kritisches Bild der eigenen Arbeit hält viele Innenarchitekten:innen davon ab, Social Media aktiver zu bespielen. Seid nicht so streng mit Euch und macht einfach!”

Johanna Neves Pimenta studierte Industrie- u. Kommunikationsdesign an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie beim Magazin designreport. Anschließend leitete sie die Presseabteilung der Designmesse blickfang. 2018 stieg sie als Redakteurin beim Fachmagazin md ein, 2020 übernahm sie die Chefredaktion. Als digital Native bringt Johanna frischen Wind in die inhaltliche und strategische Ausrichtung der md. Ein Fokus ist der Einsatz sozialer Medien, um auch die junge Lesergeneration anzusprechen. Im 10plus Interview gibt Johanna Einblicke in ihren Kreativkosmos und verrät, wie es Innenarchitekten_innen mit einem Projekt ins md magazin schaffen.

Antrieb: „Ich lebe im Austausch mit anderen Menschen auf und bin wahnsinnig neugierig. Zum Glück gehört es zu meinem Job, Dinge auszuprobieren. Dafür erkunde ich neue Wege, um Fachinformationen jenseits von Papier zu vermitteln.”

 1. Wärst Du nicht md-Chefredakteurin geworden, dann ..?
Bis zur 13. Klasse wollte ich Kunstlehrerin werden wie mein Vater. Aber dann begeistert mich das Konzept des Designstudiums so sehr, dass ich mich darauf gestürzt habe. Während eines Praktikums entdeckte ich den Designjournalismus für mich. Damals fühlte sich das nach Zufall an, rückblickend scheint es wie eine Fügung.

2. Welche Vorbilder gibt es z.B. Architektur, Innenarchitektur, Kunst oder Design bzw. wer inspiriert Dich?
Ich habe ein Faible für Illustration, > Felix Scheinberger ist mein absoluter Favorit. Beruflich ist mein größtes Vorbild blickfang-Gründer Dieter Hofmann. Er lebt vor, jeden Tag ein bisschen an sich selbst zu arbeiten und findet selbst in Krisen Chancen. Zum Beispiel hat sein Team während des ersten Lockdowns > Fortbildungsangebote für Designer konzipiert, statt in Messeabsage-Schockstarre zu verfallen.

3. Welche Bücher oder Musik magst Du?
Ich lese wahnsinnig viel. Am besten schalte ich bei englischsprachigen Fantasyromanen ab, etwa Daniel O’Malley‘s „The Rook“. Zudem höre ich gerne Kiwanuka – aber auf keinen Fall gleichzeitig, ich bin nicht multitaskingfähig.

4. Welches Bauwerk oder Interieur beeindruckt Dich?
Den Louvre Abu Dhabi von> Jean Nouvel, das Land reizt mich nicht, aber dieses Museum!

5. Erzähl etwas über Deine Arbeit als Chefredakteurin und Kreative bei der md.
Ich habe hier – ehrlich – einen Traumjob. Wir sind ein eingespieltes, kleines Team. Meine drei Redakteurskolleg:innen sowie unsere Fachautor:innen sind mir fachlich haushoch überlegen, schließlich bringen sie teils mehrere Jahrzehnte Berufserfahrung mit. Aber das ist nicht schlimm, denn während sie die md inhaltlich auf Kurs halten, kann ich mich vollauf neuen Ideen und Projekten widmen. Unersetzbar ist auch unsere Grafikerin, die vom Heft bis zum Instagramauftritt dafür sorgt, dass wir in einer gestalterischen Sprache sprechen.

6. Nach welchen Kriterien wählt Ihr in der md-Redaktion Projekte aus und wie schafft man es als IA, Euer Interesse zu wecken, also veröffentlicht zu werden?

  • Das A und O für eine erfolgreiche Einreichung sind gute Fotos.

  • Es lohnt es sich, einen Ansprechpartner zu recherchieren und gezielt anzuschreiben, beispielsweise, weil diese:r Redakteur:in bereits über ein ähnliches Projekt berichtet hat oder man das Gesicht bereits kennt. Es reicht schon, wenn man auf einer md-Veranstaltung anonym im Publikum saß oder dieses Interview gelesen hat. Eine klassische Stolperfalle: Wenn man alle Redaktionsmitglieder gleichzeitig anschreibt, steigt das Risiko, dass alle denken, die Kollegen kümmern sich schon.

  • IA sollten jedes Projekt einreichen – unabhängig von Themenplänen. Und mutig in Verbindung bleiben und neue Projekte vorstellen, selbst wenn die erste Kontakt nicht zu einer Veröffentlichung geführt hat.

7. Wie kommt es, dass Architekten sowie Innenarchitekten den digitalen Medien und Marketing weiter verhalten gegenüberstehen – auch im Vergleich zu anderen Branchen? Gerade für die kleinen Büros und Solopreneure sind Internet oder Instagram eine große Chance…
Ich glaube, es mangelt gar nicht an Verständnis für die Medien, sondern am Selbstvertrauen. Der hohe Selbstanspruch hält Innenarchitekt:innen zurück. Viele neigen dazu, ein nicht perfektes Detail stärker wahrzunehmen als das beachtliche Ganze. Zudem ist der Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen. Es ist eine strategische und geschäftliche Entscheidung, ob und wieviel man in sein Außenbild investieren will.

8. Was rätst Du den IA bezüglich Internet, Marketing und Social?
Investiere lieber zehn Minuten in eine neue Emailadresse statt drei Minuten in einen neuen Follower. Social Media macht Dich von Algorithmen abhängig, einen Emailverteiler kannst Du souverän und eigenverantwortlich bespielen.

9. Was sind die dringendsten Aufgaben der Architektur und Innenarchitektur?Nachhaltiges Bauen! Von Materialwahl über Umnutzung und Ertüchtigung bis hin zu Flächeneffizienz tut sich wahnsinnig viel.

10. Du hast als Designerin bzw. Chefredakteurin und als Mensch drei Wünsche frei...
Erstens: Ein Ende der Pandemie.
Zweitens: Bereichernde Begegnungen.
Drittens: Eine familienfreundlichere Gesellschaft, in der sich Kind und Karriere wie selbstverständlich vereinbaren lassen. 

11. Was plant Ihr bei md für 2022? Was erwartet uns?
Ich freue mich besonders auf unsere Events. Denn ich nehme aus dem Austausch mit unseren Teilnehmer:innen genauso viel mit, wie aus den Vorträgen selbst. Wir planen Fachveranstaltungen zu Themen wie Nachhaltigkeit und Büro und unseren „Zukunftskongress“, den wir zusammen mit der db Deutsche Bauzeitung ausrichten. Wer unseren Newsletter abonniert, erhält automatisch eine Einladung.  

  • Nachhaltigkeit planen: 12. Mai, Stuttgart & online

  • Büroräume planen: 24. Oktober, Köln & online

  • Zukunftskongress: 1. Dezember, Stuttgart & online

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