Personal Branding und digitales Contentmarketing sind für Sie als ArchitektIn Neuland? Oder es kommt Ihnen verdächtig verkäuferisch vor? Motto: Tue Gutes und rede darüber. Nee, lieber nicht! Tatsächlich hat beides nichts mit Verkaufen zu tun und Sie brauchen auch keinem Eskimo einen Kühlschrank aufzuschwatzen. Vielmehr geht es um eine saubere Positionierung als (Architekten)Marke sowie darum, Ihre Sichtbarkeit durch nutzwertige Inhalte (Content) zu steigern. Im Beitrag lesen Sie, warum es sich lohnt, Zeit + Mittel in Personal Branding sowie Contentmarketing zu stecken.

Wenn Architekturbüros in der Top 100 oder 1000 spielen, müssen sie sich wohl weniger mit Positionierung oder Contentmarketing befassen. Schließlich sind sie längst sichtbar bei potenziellen Bauherren und in der Öffentlichkeit. Es gibt einen steten Fluss von Anfragen. Das Team ist groß genug, um Wettbewerbe und vielfältige Bauaufgaben zu bearbeiten. Beim Gros der etwa 40.000 Büros allein in Deutschland dürfte es nicht ganz so einfach sein. Heißt: Wenn Sie als ArchitektIn gesehen werden wollen, dürfen Sie sich eindeutig positionieren und überlegen, wie Sie denn nun auf den Schirm der Zielgruppe kommen.

Wer allen gefallen will, gefällt keinem

Positionierung ist, wofür Sie als Architekt oder Innenarchitekt stehen und andere sie später wahrnehmen (sollen). Wikipedia dazu: „Die Positionierung im Marketing bezeichnet das gezielte, planmäßige Schaffen und Herausstellen von Stärken und Qualitäten, durch die sich eine Marke – ein Unternehmen/eine Organisation, ein Produkt oder eine Dienstleistung – in der Einschätzung der Zielgruppe klar und positiv von anderen Produkten oder Dienstleistungen unterscheidet.“

Menschen kaufen von Menschen

Für kleine oder mittelständische Büros liegt viel Kraft darin, sich klar zu positionieren. Schon der Weg dahin läuft reibungsloser als bei den Größeren: Sie sind selbstbestimmt, agil und haben überschaubare Teams mit flacheren Hierarchien. Es gibt bei Ihnen weniger Abstimmungsrunden mit diversen Chefs, Partnern oder Kommunikationsabteilungen. Somit können Sie bei der Zielgruppe neben Projekten und Leistung punkten durch Persönlichkeit und Eigenheiten (= Authentizität) sowie Sympathie. Letzteres sollten Sie nicht unterschätzen: Menschen kaufen von Menschen.

Auch mal nein sagen

Für eine spitze Positionierung kann es sinnvoll sein, Ihren Status als Generalist zu hinterfragen und sich zu spezialisieren? Für etwas zu stehen und somit auch gegen etwas (= Fokus), schärft Ihr Profil und es wirkt befreiend. Zumal sich das leichter und deutlicher kommunizieren lässt. Als Folge ziehen Sie Kunden an, die das suchen, was Sie bieten und bei denen es auch persönlich harmoniert. Und wenn es nicht passt? Dann fällt es leichter, auch mal Nein zu sagen.

Contentmarketing ist keine Werbung

Es wird aber oftmals so verstanden, gerade auch von Architekten – den künstlerischen Seelen. Sie stellen auch gerne die Sinnfrage: Was soll das alles, was bringt mir das? Um es mal in die richtige Perspektive zu rücken: „Contentmarketing bezeichnet eine Kommunikationsstrategie, um mittels nutzwertigen aber nicht werblichen Informationen die Bekanntheit bei der gewünschten Zielgruppe zu steigern, das Image zu verbessern oder neue Kunden zu gewinnen. Dabei soll der potenzielle Kunde nicht gleich zum Kauf eines Produktes gedrängt werden“, (Quelle onlinemarketing-praxis).

Platzierungen werden schwieriger

Natürlich bringt Ihnen die PR-News über den Wettbewerbsgewinn Renommee. Das dazu passende Post auf Instagram und oder Projektfotos auf der Website sind auch schön anzusehen. Doch die Vorstellung, dass Interessenten allein deshalb anfragen, erfordert viel Fantasie. Zumal eine Platzierung Ihres Projekts in den Medien schwieriger wird. Die Entscheidung für ein Architekturbüro und die damit verbundenen Investitionen setzen Vertrauen voraus. Es gibt schließlich genug Anbieter!

Kaltakquise versus nutzwertigen Inhalten

Ein Kunde fragte neulich an für einen Mailing bzw. Flyer zur Kaltakquise bei Kommunen, Projektentwicklern, Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften etc. Kann man machen, es schlägt auch nicht das größte Loch ins Budget. Doch allein das Anschreiben bringt nicht viel. Vielleicht geht jemand auf die Website, fragt dann an? Wohl eher nicht. Also muss im Anschluss nachgefasst und telefoniert werden, idealerweise vom Chef persönlich. Das Gefühl, „akquirieren und sich verkaufen zu müssen“, dürfte dabei erst recht aufkommen. Angenehmer und auf Dauer zielführender wäre, wenn Sie positiv auffallen durch attraktive, nutzwertige Inhalte.

Mehrwert von Contentmarketing

Da wären wir dann beim Sinn von Contentmarketing sowie den Vorteilen: Erstellen Sie nützliche Inhalte, die für künftige Kunden relevant sind, die inspirieren oder von denen sie etwas lernen. Damit erzeugen Sie Aufmerksamkeit, wirken nahbar und ziehen Interessenten auf Ihre Website. (Dass Website und Texte Qualität ausstrahlen müssen, bleibt hier Randnotiz. Wenn es Sie interessiert, lesen Sie gerne nach ≈> 10 Tipps für Architekten zum perfekten Onlineauftritt.) Es folgen Vorschläge und Tipps für Ihr Contentmarketing.

1. Starten Sie einen Blog
Ihr Blog (Newsbereich) ist das ideale Spielfeld für Ihre Kreativität: Hier lassen sich gute Inhalte platzieren, um die Zielgruppe für Sie und Ihr Arbeit zu begeistern. Alles ist möglich: Einblicke geben in den Arbeitsalltag eines Architekturbüros, die Herausforderungen auf der Baustelle beschreiben, Interviews mit Bauherren, Projektbeteiligten oder Mitarbeitern. Tipps geben zum idealen Grundriss, optimalen Beleuchtungskonpzten oder nachhaltigen Materialien... whatever! Wichtig ist die Planung unter dem Aspekt: Was könnte künftige Bauherren interessieren und was wollen Sie mitteilen?

2. Richten Sie einen Newsletter ein
Bauen Sie sukzessive eine E-Mail-Liste auf, informieren Sie mindestens 1 Mal pro Monat besser 14-tägig über Projekte, neue Blogbeiträge, zum Unternehmen, Kooperationen etc. Ihre Ideen sind gefragt!

3. Nutzen Sie Instagram und Linkedin strategisch
Falls noch nicht dort aktiv: Richten Sie sich ein (Business) Instagram- sowie Linkedin-Profil ein. Neben dem Posten schöner Fotos gilt auch hier: Glänzen Sie mit nutzwertigen Inhalten. Themen aus dem Blog lassen sich hier ankündigen und somit Follower auf Ihre Website ziehen. Machen Sie sich Gedanken, planen Sie guten Content und pflegen Sie die Ihre Community, antworten Sie auf Kommentare. Sie wissen nie, ob nicht ein potenzieller Entscheider hinter dem Profil steckt.

Die Einschätzung „Brauchen wir nicht…, was soll das?” ist obsolet. Ihre Ansprechpartner bzw. Bauherren werden jünger und nutzen Instagram mit Sicherheit, genau wie der Architektennachwuchs.

Linkedin ist auch gut Ihr Networking. Auch hier gilt: Machen Sie mit Statements auf sich aufmerksam und zeigen Sie Interesse an Menschen. Bringen Sie sich ein mit interessanten Posts, knüpfen Sie Kontakte und interagieren Sie. Wenn Sie all das beherzigen, sind Sie den meisten Ihrer Wettbewerber voraus – um Längen!

4. Interviews und Veröffentlichungen
Halten Sie Vorträge, geben Sie Interviews, treten Sie bei Podcasts auf oder geben Sie selber einen heraus. Drehen Sie kleine Videos für Ihre Website, die Sie auf Instagram, Linkedin oder Youtube posten. Somit positionieren Sie sich mit Haltung oder beziehen Stellung zu aktuellen Branchenthemen. Haben Sie immer Ihre Zielgruppe im Blick: Bauherren und Öffentlichkeit. Sie wollen einen Artikel samt steiler These in einem bei Architekten so beliebten Fachmagazine platzieren? Gut und schön, nur ist fraglich, ob das von denen gelesen wird, die Sie beauftragen.

5. Storytelling
Erzählen Sie (Ihre) Geschichten. Muss es immer der trockene Lebenslauf sein oder die übliche Projektbeschreibung? Bringen Sie mehr Persönlichkeit ein und schreiben Sie über Ihre Interessen, Vorbilder und Ziele. Berichten Sie von den Challenges auf der Baustelle. Was waren die Tiefen und Höhen? Wie sind Sie damit umgegangen, was war die besondere Lösung? Das erhöht Ihre Glaubwürdigkeit, somit werden Sie nahbar und wirken sympathisch. Oder stellen Sie Ihre Mitarbeiter vor – per Video oder einem Profil mit Pep. Architektur ist doch meist Teamleistung…?

6. Going public – lieben Sie die Öffentlichkeit
„Unsere Gebäude sprechen für sich”. Mag sein. Doch anstatt sich darauf zu verlassen, dürfen Sie gerne pro aktiv informieren. Zumal es Ihnen als kreative Architekten doch eine Freude sein müsste, andere für ihre Projekte zu begeistern? Hilfreich ist ohnehin, die Öffentlichkeit von Anfang einzubeziehen. Statt das Umfeld mit einem Neubau zu konfrontieren, nehmen Sie Leute mit auf den Weg bis zum fertigen Gebäude. Gerne in Form von regelmäßigen Ortsbesichtigungen und kleinen Feiern. Bedenkenträgern nehmen Sie somit gleich den Wind aus den Segeln.

7. Fazit
Ein Positionierung und ein geschärftes Profil haben Strahlkraft. Nutzwertige Inhalte über verschiedene Kanäle zu spielen, bringt Sie in den Fokus Ihrer Zielgruppe. Das Ganze klingt nach Aufwand sowohl zeitlich als auch monetär? Ja, es ist ein längerer Prozess. Und es braucht Stehvermögen, Planung und Mittel – ob Mitarbeiter oder externe Dienstleister. Die Alternative nichts tun und alles schleifen lassen? Bringt Sie auf Dauer auch nicht weiter. Werden Sie zur Architektenmarke und nutzen Sie alle digitalen Kanäle. Der langfristige Effekt ist, dass Sie sichtbarer werden und somit Ihre Wunschkunden anziehen.

textart by ute Latzke Blog für Architekten

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Contentmarketing und Personal Branding steigern die Sichtbarkeit von Architekturbüros