Duzen oder Siezen in Social Media und im Business? So umgeht Ihr 2021 Stolperfallen und behaltet die Fassung!
/In immer mehr Unternehmen wird geduzt, im Kreativ- bzw. Digitalbusiness sowieso und auch in der Architekturbranche ist das Du nicht fremd. Auf Social Media ist diese Anrede die Regel, wer dort siezt, gilt sogar als unhöflich. Soweit nichts Neues in 2021. Doch jetzt wird es heikel: Wie geht Ihr vor bei einem Kontakt, der über Instagram entstanden ist und Ihr diesen später per E-Mail oder Telefon ansprechen wollt? Viele wechseln dann ins Sie, das scheint passend, birgt allerdings Stolpersteine. In manchen Fällen kann Siezen sogar ausgrenzend wirken. Im Beitrag gehe ich der Sache auf den Grund, nach Gefühl und nicht bierernst.
Der Neuling wird gesiezt – der Chef meist auch
Im Berufsleben ist es oft tricky, die passende Anrede für Kollegen und Vorgesetzte zu finden, gerade als neuer Mitarbeiter. Meist duzt sich das ganze Team, während sich der/die Neue das Du erst verdienen darf. Ja, so ein Sie kann ausgrenzend wirken, denn immerhin: 76 Prozent der Beschäftigten in Deutschland bevorzugen die Anrede „Du”. So lautet das Ergebnis einer Umfrage des Marktforschers Respondi unter 3000 Berufstätigen zwischen 18 und 69 Jahren.
Das ist viel, bedeutet aber auch, dass ein Viertel der Befragten lieber gesiezt wird. Oftmals ist Siezen mit der Hierarchie verbunden. Unter Kollegen mag das Du okay sein, mancher Vorgesetzte hat das nicht so gerne. Und selbst wenn er oder sie das „Du” sympathisch findet, dürfte es als Boss nicht einfach über die Lippen kommen. Vielleicht glaubt er auch, es untergrabe die Autorität. Soweit so gut und gewohnt. Also: Innerhalb der Unternehmen bleibt ein Sie oder Du eine Frage der Absprache! Früher oder später wird sich ein für alle Beteiligten passender Gebrauch einspielen, wobei je eher desto besser für alle. Wobei naja…, es gibt auch Kollegen oder sogar Nachbarn, von denen man hofft, sie bieten uns kein Du an, stimmt’s? Heikles Thema, eine Lösung dazu fällt mir im Moment nicht ein.
In Social Media gilt das „Sie“ als unhöflich
Ganz anders ist es jedoch zwischen Kunden und Auftraggebern bzw. Dienstleistern, also im B2B-Bereich. Da ist das Sie meist üblich. Als Architekten siezt Ihr wohl auch Bauherren, potenzielle Kunden und Kooperationspartner? Es sind Geschäftsbeziehungen und hier herrscht gebührender Respekt. Diesen bringt Ihr mit dem Sie zum Ausdruck, passt schon! Aber auch nur so lange wir nicht auf sozialen Medien unterwegs sind: Auf Instagram oder Facebook ist das Du die Regel. Und auch im Onlinebusiness, wo Coaches, Trainer und Experten Webinare und digitale Kurse anbieten, ist man per „Du”. Es herrscht Konsens und niemand stößt sich daran. Im Gegenteil, wer hier gegen den Strich „siezt“, gilt als unhöflich. So schreibt es Rezo in seiner ZEIT Kolumne: Entschuldigung, seit wann siezen wir uns? Ein lesenswerter Artikel, indem sich der Autor mit den Traditionen der Anrede beschäftigt. Hinsichtlich Social Media befindet Rezo: „In sozialen Medien ist das Du die Konvention und viele User empfinden daher das Sie als konstruiert und unnötig distanziert. Kurz gesagt: als unhöflich.”
Vom Du wieder ins Sie springen, ist irritierend
In digitalen Zeiten laufen Akquise und Kundengewinnung zunehmend über soziale Netze wie Instagram, Facebook, Pinterest oder Linkedin etc. Nun hat sich für Euch darüber ein neuer Kontakt ergeben. Was wollt Ihr also tun, wenn ein solcher Dialog später per E-Mail oder Telefon fortgeführt wird? Viele gehen dann vom Du wieder zurück ins Sie. Das ist zwar verständlich, aber auch verwirrend für denjenigen, der plötzlich gesiezt wird – wenn nicht gar für beide. Oftmals ist die passende Anrede eine Altersfrage, auch die Position des neuen Kontakts spielt mit ein. Doch auf Instagram ist nicht immer erkennbar, wer hinter dem Account steckt! Dringende Empfehlung: Informiert Euch vor E-Mail oder Anruf über den Ansprechpartner z.B. über die Website (so vorhanden). Zumindest habt Ihr dann eine Vorstellung, wem Ihr schreibt oder mit wem Ihr sprechen werdet.
Wenn der neue Kontakt in den besten Jahren zu sein scheint (hüstel!), rate ich zum Sie in der Anrede. Und auch wenn er/sie zuerst schreibt und Euch mit Sie adressiert, solltet Ihr das akzeptieren und aufgreifen. Denn jetzt auf dem Instagram-Du zu beharren, wäre wenig förderlich, die Dramaturgie ist gesetzt! Achtung: Das gilt jedoch auch andersherum, zum Beispiel, wenn der Ansprechpartner in der E-Mail schreibt: „Hallo Max, ich bleibe mal per Du“. Wer jetzt antwortet mit „Hallo Herr Müller, danke dass Sie...“, ist ein Ignorant (siehe Text von Rezo). In der Kreativ-, Digital- und Coachingbranche ist das Du ohnehin üblich. Meist spielt es sich bei neuen Kontakten im Laufe eines Telefonats oder einer späteren Kooperation schnell ein.
Der gute Knigge ist in die Jahre gekommen
Vielleicht stört diese Berufsjugendlichkeit des Duzens den ein oder anderen jenseits der 40 oder 50? Zumal angeblich die Älteren den Jüngeren das Du anbieten müssten. Dazu heißt es im Knigge (über den Umgang mit Menschen): „Ein Ranghöherer darf einem Rangniedrigeren gerne nach Belieben das Du anbieten. Ihm steht die Wahl zwischen Duzen oder Siezen frei: Ein Chef – seinem Angestellten, ein Lehrer – seinem Schüler, etc, die Hierarchie ist einzuhalten (…) Duzen oder Siezen – diese Entscheidung ist nur den Oberen gegeben. Von unten nach oben das Du anzubieten, zeugt von unglaublich schlechten Manieren und könnte außerdem Autorität untergraben…”
Bei allem Respekt vor dem nützlichen Werk von Adolph Knigge, die Zeiten wandeln sich. Wem die jüngere Person das Du anbietet, darf sich freuen, geehrt und willkommen fühlen. Denn stellt Euch vor, Ihr arbeitet als gesetzter Mitarbeiter mit jungen Kollegen und werdet als einziger von allen gesiezt – dauerhaft und bis zur Schmerzgrenze. Das schafft unnötige Distanz und vielleicht fühlt Ihr Euch dann noch älter als ohnehin schon ;-). Ja, Ihr dürft Eure Antennen für die passende Anrede entwickeln! Doch letztlich hängt Respekt nicht am Du oder Sie. Ist es nicht die Leistung, das was ein Mensch sagt und vor allem tut, wofür wir ihm oder ihr unsere Anerkennung zollen?
Anmerkung: Wie im Auftakt dieses Blogs geschrieben, verwende ich in meinen Blogartikeln respektvoll das „Ihr“. Auch da viele Leser von Instagram zu meinen Artikeln finden.